Den ersten Waldmeister zwischen den Fingern zerreiben und den intensiven Duft genießen. Entdecken, dass plötzlich alles, aber auch alles in der Natur knackgrün ist. Unser Klosterpark sieht wie verwandelt aus. Und unsere Liegen laden ein, auszuruhen und zu spüren, wie die Sonne immer mehr an Kraft gewinnt. Frischer Schnittlauch, der erste Spargel und das erste Rhabarberkompott. Kein Wunder, dass dieser Monat „Wonnemonat“ genannt wird. Bei all dem, was die Natur uns gerade präsentiert - ganz umsonst!

Früher gab es bei uns zu Hause im Mai einen besonderen Ort, wo man hinging mit der ganzen Freude: Ein kleines „Mai-Altärchen“. Da konnte man Danke sagen. (Und natürlich auch beten, um Schweres abzulegen). Und weil der Mai ein Marienmonat ist, stand dort eine Marienfigur – immer mit frischen Wiesenblumen.

Heute denke ich: Eigentlich keine schlechte Idee!

Um einzutauchen in die Freude.
Um dem Staunen einen Ort zu geben.

Und um Danke zu sagen, weil das alles umsonst ist, und keine Rechnung gestellt wird. Und weil ich dort jemanden vermute, der sagt:

„Ich habe euch eingeladen. … Es war mir ein Vergnügen!“

Einmal wird uns gewiss die Rechnung präsentiert
für den Sonnenschein und das Rauschen der Blätter,
für die sanften Maiglöckchen und die dunklen Tannen,
für den Schnee und den Wind, den Vogelflug
und das Gras und die Schmetterlinge,
für die Luft, die wir geatmet haben,
und den Blick auf die Sterne
und für all die Tage, die Abende und die Nächte.
Einmal wird es Zeit, dass wir aufbrechen und bezahlen;
bitte die Rechnung.
Doch wir haben sie ohne den Wirt gemacht:
Ich habe euch eingeladen,
sagt der und lacht, soweit die Erde reicht:
Es war mir ein Vergnügen!
Lothar Zenetti

Ich wünsche Ihnen einen wunderbaren Wonnemonat Mai!